Die schockierende Wahrheit über Bankberater

In der Finanzindustrie gibt es im privaten Bereich grundsätzlich zwei verschiedene Beratungsmodelle. Die Beratung auf Provisionsbasis und die Honorarberatung.

Die Anlageberatung mit Honorar verhält sich wie jede andere Dienstleistung, seien es Anwälte oder Handwerker. Du bezahlst einen gewissen Stundensatz für eine Leistung.

Beim Handwerker ist es zum Beispiel die Reparatur deiner Tür. Wenn ein Handwerker einen Stundensatz von 50 € hätte und zwei Stunden für die Dienstleistung benötigt, dann würde er 100 € für die Reparatur der Tür verlangen. Das ist relativ logisch und einfach.

Ähnlich verhält es sich mit dem Anlageberater, der ein Honorar verlangt. Du bezahlst für jede Beratungsstunde, die du in Anspruch nimmst. Wenn du Geld anlegen möchtest, dann machst du einen Termin und bekommst eine auf dich abgestimmte Beratung und anschließend eine Produktempfehlung.

Der große Vorteil dieser Art von Dienstleistung ist, dass die Beratung wirklich unabhängig ist. Der Berater handelt ausschließlich in deinem Sinne, also im Sinne des Kunden, da er sein Geld unabhängig von den abgeschlossenen Verträgen erhält. Er empfiehlt dir Produkte, welche auf dich abgestimmt sind.

Der große Nachteil für viele Leute ist, dass die Finanzdienstleister meistens einen enormen Stundensatz verlangen, welcher nördlich der 200 € liegt

Die Honorarberatung ist speziell in Deutschland kaum bis gar nicht verbreitet. In anderer Länder, wie Großbritannien ist diese Beratung die einzig zulässige.

Die Beratung auf Provision

Auf der anderen Seite haben wir die Beratung auf Provisionsbasis . Diese finden wir in fast jeder deutschen Hausbank, wie der Volksbank oder der Sparkasse, aber auch in fast allen anderen Bankhäusern.

Grundsätzlich läuft die Beratung genauso ab, wie bei der Honorarberatung. Der feine Unterschied liegt darin, dass die Beratung kostenlos ist. Ja, du hast richtig gehört! Die Banken verlangen keinen Cent für diese Dienstleistung. Doch was haben die davon, diese Beratung kostenlos anzubieten?

Die Antwort liegt in der Auswahl der empfohlenen Produkte. Die „Bankberater“ (besser Bankverkäufer) erhalten eine Provision für jedes verkaufte Finanzprodukt.

Das sieht zum Beispiel so aus: Du willigst ein, dass du monatlich einen Aktienfond für 100€ kaufst. Der Berater erhält über zwei verschiedene Wege seine Provision. Einmal gibt es den sogenannten Ausgabeaufschlag (auch Vertriebsprovision genannt), welcher meist bei 5 % liegt. Das bedeutet von den 100 € die du investierst gehen 5€ direkt in die Taschen der Bank und des Beraters.

Der andere Weg der Provision geht über die Fondsgesellschaft. Jeder Fond hat aktive Kosten, um das Personal, wie Analysten und Fondmanager zu bezahlen oder um Handelskosten abzudecken. Diese aktiven Kosten variieren von 0,5 % bis teilweise sogar 3% pro Jahr.

Ein Großteil der aktiv gemanagten Fonds hat einen Kostensatz von etwa 1,5 % pro Jahr. Diese Kosten müssen übrigens jedes Jahr getragen werden, egal wie die Rendite des Fonds in diesem Jahr war.

Weiterhin erhalten Bank und Berater sogenannte „Kickbacks“ für die Vermittlung des Fonds. Diese sind meistens in etwa 50% der laufenden Kosten des Fonds pro Jahr. Das heißt die Bank erhält von den 1,5 % jährlichen Gebühren 0,75 % dafür, dass sie uns diesen Fond verkauft haben.

Spinnen wir unser Beispiel mit den 100 € einmal weiter. (Achtung jetzt wird’s ein wenig Zahlen lästiger!) Wir haben jedes Jahr kosten in Höhe von 60 € (12 Monate * 5 €) als Vertriebsprovision für unseren loyalen Bankverkäufer.

Gehen wir von einem längeren Anlagehorizont von etwa 30 Jahren aus. Das wären alleine bereits 1.800 € (60 € pro Jahr * 30 Jahre) über den gesamten Anlagehorizont.

Interessanterweise sind das aber noch die geringsten Kosten. Wenn wir diszipliniert unser Geld über diese 30 Jahre anlegen, dann sind wir stolzer Besitzer von 89.000€.

(Für alle Nerds, die Nachrechnen wollen ist hier der Link zum Sparrechner. Monatliche Sparrate 95 € mit einem Zinssatz von 5,5 %, also 7 % [langfristige Aktienmarktrendite] - 1,5 % [Kosten für den Fond].

Viele wären froh, dass sie überhaupt eine Rendite über der des Sparkontos erzielt hätten, allerdings schlagen die laufenden Kosten über die Jahre ziemlich stark ins Gewicht.

Doch jetzt spielen wir das Beispiel mal mit einem passiv gemanagten Indexfond durch. Denn ohne Vertriebskosten und geringere laufenden Kosten von meist um die 0,5 % (umsonst gibt es fast nichts), haben wir nach 30 Jahren 107.300 € erwirtschaftet (Monatliche Sparrate von 100 € mit einem Zinssatz von 6,5 %, also 7 % [langfristige Aktienmarktrendite] – 0,5 % [Kosten für einen Indexfond]).

Das bedeutet, dass wir am Ende insgesamt 18.300 € für unsere Beratung bezahlt haben!

Die Kosten werden übrigens exponentiell höher, wenn die monatlichen Investitionen steigen.

Was ist nun wirklich besser?

Also was ist nun vermeintlich „teurer“? Die Honorarberatung, die für eine gute Beratung zwei bis drei Stundensätze (also 400€-600€) verlangen? Oder die Beratung auf Provision, welche dich am Ende 18.300€ kostet?

Auch wenn du die Kosten am Anfang nicht direkt siehst, zahlst du am Ende einen deutlich höheren Preis für die angeblich kostenlose Beratung.

Das Hauptproblem der Provisionsberatung liegt nicht nur darin, dass die Kosten so hoch sind, sondern eher daran, dass diese Kosten dem Verbraucher nicht bewusst sind und von der Bank intransparent unter den Tisch gekehrt werden.

Hinzu kommt, dass Bankberater oft unter hohem Abschlussdruck stehen, da sie die von der Bank vorgegeben Produkte vermarkten müssen und das Monat für Monat. Wenn zum Beispiel in einem Monat ein Schiffsfond verkauft werden soll, dann wird versucht jedem Kunden diesen Fond aufzudrängen, was definitiv nicht im Sinne des Verbrauchers sein kann.

Aus diesem Grund ist die Beratung auf Provision in Großbritannien schon seit Anfang 2013 verboten worden. Dieses Verbot hat primär den Schutz des Verbrauchers im Sinne.

Die Inselbewohner als Vorreiter in diesem Bereich haben eine deutliche Imageverbesserung der Finanzberater feststellen können.

Allerdings ergibt sich durch ein solches Verbot folgendes Problem: Die untere Bevölkerungsschicht nimmt die Beratung auf Honorarbasis kaum in Anspruch, da diese auf dem ersten Blick zu teuer ist und sie es sich schlicht und einfach nicht leisten können. Weiterhin konzentrieren sich die verbleibenden Finanzberater auf die höheren Einkommensschichten ab 50.000 Pfund Jahreseinkommen oder 100.000 Pfund Einmalanlage.

Wie wir sehen, haben beide Beratungsmodelle ihre Tücken und sind nicht frei von Fehlern. Allerdings ist die Honorarberatung für mich der deutliche Gewinner, da der Kunde mit seinen Interessen im Vordergrund steht und nicht wie bei der Beratung auf Provision als melkende Kuh verstanden wird.

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